Grusswort der St. Paul Chapel gegenüber von Ground Zero ...

... für die interreligiöse Veranstaltung „Religionen auf dem Weg des Friedens“ am 11. September 2011 rund um das Brandenburger Tor in Berlin

Liebe Freunde und Freundinnen des Friedens,

 

Die Ereignisse vor zehn Jahren haben Todesangst im Leben von Tausenden verursacht, und es kann keinen Zweifel geben, dass es grausame und teuflische Taten waren. Die Botschaft, die die St. Pauls Chapel gegenüber von Ground Zero ein Jahrzehnt entfernt von dieser Zeit mit Euch teilt, ist eine sehr alte, geboren aus einer Quelle, die machtvoller ist als der Teufel. Wir sagen, dass die Welt gut ist und wir erinnern daran, zu lieben.

Es ist eine Botschaft der Schöpfung, der Beginn des biblischen Starts der Menschheit: Am Beginn schuf Gott die Welt und nannte sie gut. In unserer Partnerschaft mit Gott, ist jeder von uns gefragt, sicher zu stellen, dass die Welt tatsächlich so gut ist wie Gott sie haben will.

Und so folgen wir dem Beispiel jener, die als Erste reagierten und denen, die als Ehrenamtliche auf Ground Zero sich einsetzten. Wir folgen dem Beispiel derer, die ihr Leben im Dienst an Anderen leben. Wir lernen von jenen, die als sie an jenem klaren Septembertag mit Unsicherheit und Furcht konfrontiert waren, ihre Familien und Freunde anriefen, um ihnen die Worte zu zuflüstern, die uns binden und die die Welt heil machen: Ich liebe Dich, ich werde Dich immer lieben.

Danke für Euer eigenes Beispiel für diese Verpflichtung zu lieben und gegenüber einer Welt des Guten. Wir nehmen Euch in unsere Gebete für Euch auf und danken für eure Gebete für uns während dieser wichtigen Zeit der Erinnerung.

 

Aufrichtig

Jim Cooper

XVII Rektor, Trinity Wall Street Congregation  

Grußwort des Norwegischen Kirchenrates für ökumenische und internationale Beziehungen ...

.... für die interreligiöse Friedensveranstaltung „Religionen auf dem Weg des Friedens“ am 11. September 2011 am Brandenburger Tor

In Norwegen sind wir immer noch geschockt über das, was vor 10 Jahren am 11. September 2001 in den USA geschehen ist. Heute ehren wir die Opfer und beten für ihre Familien und Freunde. Ein anderer Schock waren für uns der Anschlag und die Massaker in Oslo am 22. Juli dieses Jahres. Die Tragödien in den USA und in Norwegen haben uns an das destruktive Potential von Religionen erinnert aber auch an das Potential von Religionen, den Frieden und die Versöhnung zu stärken. Religion kann genauso Teil des Problems sein wie Teil der Lösung – und es ist unsere Aufgabe, uns dafür einzusetzen, dass sie letzteres wird. In Oslo haben wir auch die wichtige Lektion gelernt, nicht gegenüber Völkern und Religionen Pauschalurteile abzugeben. Ich bin dankbar über muslimische Leitungspersonen in Norwegen, die unter uns sind und die sehr klar herausgestellt haben, dass der Akt des norwegischen Terroristen im Widerspruch zum Christentum steht. Die muslimischen Leitungspersonen lehrten uns, nicht zu generalisieren, sondern jeden als ein Individuum anzusehen. Hoffentlich haben wir gelernt, wie falsch es ist, über irgendwelche Religionen oder religiöse Menschen Pauschalurteile abzugeben – seien es Muslime, Christen oder Juden.

 

Generalsekretärin Berit Hagen Agoy

 

(deutsche Übersetzung: Dr. Gerdi Nützel)

BEITRAG ZUM INTERRELIGIÖSEN DIALOG FÜR FRIEDEN UND GEWALTLOSIGKEIT: GRUSSWORT AUS KUBA

Wir glauben, dass die “Erklärung zum Weltethos” des Weltparlaments der Religionen 1993 einen wichtigen Anknüpfungspunkt darstellt. Der Dialog der Glaubensgemeinschaften, ausgehend von den reichen religiösen Traditionen auf dem Gebiet der Ethik, vertieft die Gemeinsamkeiten angesichts der großen Fragen, die sich der Menschheit augenblicklich stellen, und überwindet Vorurteile, Unwissenheit und Ausgrenzung. Wichtigste Aufgabe dabei ist die Befriedung der gewaltsamen Konflikte, welche einen religiösen Hintergrund zu haben scheinen und dem Islam angelastet werden, deren Ursachen aber woanders liegen und viel komplexerer Natur sind. Ein zweites Grundproblem unserer Zeit ist das der Umweltzerstörung, welches vor allem die armen und weniger entwickelten Länder trifft. Wir sind davon überzeugt, dass das Problem der Ökologie maßgeblich aus dem erdrückenden Übergewicht entsteht, das der Neokapitalismus augenblicklich gegenüber Konzepten von planetarer Gerechtigkeit und einer ausgeglichenen Verteilung der materiellen Ressourcen innehat. An dritter Stelle möchten wir die friedvollen Traditionen unserer Religionen und ihre Fähigkeiten zu Vergebung und Versöhnung herausstellen, welche die Spirale institutioneller Gewalt überwinden, und erinnern an die Erfahrungen gewaltlosen Widerstands von Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela. Der Respekt und die Wertschätzung der ethnisch- kulturellen Vielseitigkeit öffnen uns die Augen für bedeutsame Beiträge, welche uns aus ursprünglich gebliebenen Kulturen überliefert sind, die man früher abschätzig als „primitiv“ bezeichnete. Hierzu gehören die afro-kubanischen Religionen, die auf unserer Insel weit verbreitet sind und die Identität Kubas um so Vieles reicher machen. Weiterhin glauben wir, dass Gott nicht Stifter und auch nicht Anhänger der vielen Religionen ist, die ihn verehren. Alle Religionen sind menschliche Schöpfungen und Ergebnis bestimmter, häufig entscheidender historischer Momente. Wir glauben, dass wir zu Friedensstiftern werden müssen und Verantwortung haben, Politiken zu gestalten und Übereinstimmungen zu finden, welche Harmonie und Verständnis fördern.

 

Adolfo Ham, Interreligiöses Institut Havanna/Kuba