Friedensgebete der Religonen

Baha¹i-Gebet für den Frieden

 

O Du gütiger Gott! O Du, der Du freigebig und barmherzig bist! Wir sind Diener an Deiner Schwelle und sind versammelt im schützenden Schatten Deiner göttlichen Einheit. Die Sonne Deines Erbarmens scheint auf alle und die Wolken Deiner Großmut regnen auf alle. Deine Gaben umfassen alle, Deine liebende Vorsehung erhält alle, Dein Schutz beschirmt alle, und Deine Gunst erfasst alle mit ihrem Leuchten.

O Herr! Gewähre uns Deine unendlichen Gaben und lass das Licht Deiner Führung scheinen. Erleuchte die Augen, erfreue die Herzen mit bleibender Freude. Verleihe allen Menschen einen neuen Geist und schenke ihnen ewiges Leben. Öffne die Tore wahren Verstehens und lass das Licht des Glaubens strahlen. Sammle alle Menschen im Schatten Deiner Großmut und gib, dass sie sich einträchtig vereinen, auf dass sie wie die Strahlen einer Sonne, die Wellen eines Meeres und die Früchte eines Baumes werden. O dass sie doch alle trinken vom selben Born, dass sie erfrischt werden von derselben Brise und erleuchtet vom selben Lichtquell! Du bist der Gebende, der Barmherzige, der Allmächtige.

(Abdu¹l-Baha)

Aus dem Baha¹i-Schrifttum

 

Sei freigebig im Glück und dankbar im Unglück.

Sei des Vertrauens deines Nächsten wert und schaue hellen und freundlichen Auges auf ihn.

Sei ein Schatz dem Armen, ein Mahner dem Reichen, eine Antwort auf den Schrei des Bedürftigen, und halte dein Versprechen heilig.

Sei gerecht in deinem Urteil und behutsam in deiner Rede. Sei zu keinem Menschen ungerecht und erweise allen Sanftmut.

Sei wie eine Lampe für die, so im Dunkeln gehen, eine Freude den Betrübten, ein Meer für die Dürstenden, ein schützender Port für die Bedrängten, Stütze und Verteidiger für das Opfer der Unterdrückung. Lass Lauterkeit und Redlichkeit all dein Handeln auszeichnen.

Sei ein Heim dem Fremdling, ein Balsam dem Leidenden, dem Flüchtling ein starker Turm.

Sei dem Blinden Auge und ein Licht der Führung für den Fuß des Irrenden.

Sei ein Schmuck für das Antlitz der Wahrheit, eine Krone für die Stirn der Treue, ein Pfeiler im Tempel der Rechtschaffenheit, Lebenshauch dem Körper der Menschheit, ein Banner für die Heerscharen der Gerechtigkeit, ein Himmelslicht am Horizont der Tugend, Tau für den Urgrund des Menschenherzens, eine Arche auf dem Meer der Erkenntnis, eine Sonne am Himmel der Großmut, ein Stein im Diadem der Weisheit, ein strahlendes Licht am Firmament deiner Zeitgenossen, eine Frucht am Baume der Demut.

(Baha¹u¹llah)

Buddhistischer Friedenstext

Mögen die leiderfüllten Wesen in allen Seinsbereichen
Unverzüglich von ihren Schmerzen befreit werden.
Mögen die Furchtsamen von Angst erlöst

Und die Verfangenen von Verstrickungen befreit werden.

Mögen die Entmachteten Kraft finden
Und alle Wesen einander wohlgesonnen sein.

Mögen alle die haltlos in der Wildnis
Der Welt der Erscheinungsformen wandern -
die Kinder, die Alten, die Schutzlosen -
von den göttlichen Wohltätern behütet werden
und ihre ursprüngliche Buddha-Natur auf der Stelle erkennen.

Friedensgebet aus dem Christentum

„O Herr aller, der du jede Bemühung um ein besseres Verständnis, um gegenseitiges Annehmen und um weltumfassende Solidarität inspirierst und segnest, wir danken dir für den Glauben, den du uns geschenkt hast, und für das Bemühen um einen gerechten Frieden, das uns hier zusammengeführt hat.

Reinige uns und unsere religiösen Traditionen von allen Spuren der Enge und Intoleranz; schenke immer mehr Menschen, besonders jungen Menschen, deinen Geist, dass sie sich denen anschließen, die für den Frieden arbeiten. Stehe ihnen bei, dass sie - über alle Grenzen und über alle selbstsüchtigen Ziele und Interessen hinaus - ein Bewusstsein von der Einheit der Menschenfamilie entwickeln und eine verantwortliche Gemeinschaft aufbauen.

Insbesondere bitten wir dich: Schenke uns allen eine tiefe Glaubenserfahrung, die uns weiter zu dir bringt als zu der Quelle der Wahrheit und Güte. Pflanze uns ein umfassendes Bewusstsein ein von der unerträglichen Bürde der Armut, die Millionen unserer Schwestern und Brüder tragen müssen, von der immer größer werdenden Schere zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre, und von dem dämonischen Streben nach Massenvernichtungswaffen.

Entfalte in uns einen größeren Geist persönlicher und gemeinschaftlicher Verantwortung, damit die Schätze der Erde - statt für die Zerstörung unseres Planeten - in kluger Anwaltschaft und in einer lodernden Flamme uns gemeinsam umschließender Liebe dazu genutzt werden, die Menschen der Erde in Freiheit, Freundschaft, Gerechtigkeit und Frieden zusammenzuführen."

(Angelo Fernandez, Bischof von Neu Delhi, erster Präsident von Religions for Peace, in Melbourne 1989)

Friedensgebet aus dem Christentum im Geist von Franz von Assisi

 

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird vergeben;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Gebete in Hindu-Tradition

 

OM
sarvesham svastir bhavatu, sarvesham shantir bhavatu,
sarvesham purnam bhavatu, sarvesham mangalam bhavatu,


sarve bhavantu sukhinah, sarve santu niramayaah,

narve bhadrani pashyantu, ma kaschid-dukha-bhag-bhavet


amritasya deva dharano bhuyasam, shariram me vicarshanam, jihva me madhumattama,

karnabhyam bhuri vishruvam, ma vid vishavahai

Om Shanti Shanti Shantihi


OM
Wohlergehen sei mit allen. Friede sei mit allen.
Fülle sei mit allen. Reichtum sei mit allen.


Mögen alle glücklich sein. Mögen alle frei von Krankheiten sein.
Mögen sich alle um das Wohlergehen anderer kümmern. Möge niemand an Sorgen leiden.

Mögen wir alle Unsterblichkeit erhalten. Mögen unsere Körper fit werden.

Mögen unsere Worte überaus süß sein. Mögen wir hören gute Dinge mit  den Ohren.
Mögen wir frei sein von Streit.

Om Frieden Frieden Frieden!


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Dies ist an dich mein Gebet: Triff, triff bis zur Wurzel des Mangels mein Herz.

Gib mir die Kraft, leicht meine Freuden und Sorgen zu tragen.

Gib mir die Kraft, meine Liebe fruchtbar im Dienste zu machen.

Gib mir Kraft, die Armen nie zu verleugnen und meine Knie vor fremder Macht nicht zu beugen.

Gib mir die Kraft, meinen Geist über das Nichtige zu erheben, das mich täglich gefangen nehmen will.

[Gib mir die Kraft, im Menschen aus verschiedenen Kulturen und religiösen Traditionen deine Nähe zu spüren,] und gib mir die Kraft, mich deinem Willen hinzugeben in Liebe.

(nach Rigveda, Yajurveda und Atharvaveda und Rabindranath Tagore)

Friedensgebet aus dem Judentum

Gott, der du alles geschaffen hast, wir beten in Ehrfurcht zu dir, getrieben von dem Traum, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen möglich ist. Wir kommen aus den unterschiedlichsten Traditionen, wir sind geprägt von gemeinsamen Glaubens- und Lebensweisheiten, aber auch von tragischen Missverständnissen; wir teilen große Hoffnungen und erste bescheidene Erfolge. Jetzt ist es für uns an der Zeit, dass wir einander im Bewusstsein unserer Vergangenheit begegnen, mit ehrlichen Absichten, mit Mut und der Bereitschaft, einander zu vertrauen, in Liebe und Zuversicht.

Lass uns das, was wir teilen, als gemeinsames Gebet der Menschheit vor dich bringen; und lass uns das, was uns trennt, als Zeichen der wunderbaren Freiheit der Menschen ansehen. Lass uns in unserer Verbundenheit und in unserer Verschiedenheit nicht vergessen, dass du, Gott, ein und derselbe bist.

Möge unser Mut unseren Überzeugungen gleichkommen, und möge unsere Aufrichtigkeit so groß sein wie unsere Hoffnung. Möge unser gemeinsamer Glaube an dich uns einander näher bringen. Mögen unsere Begegnung mit der Vergangenheit und unsere Erfahrungen in der Gegenwart Segen bringen für unsere Zukunft. Amen.

(Jonathan Magonet)

Muslimisches Gebet

 

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen:
Lobpreis sei dem Herrn der Welt, der uns erschaffen
und allen Stämmen und Nationen Land gegeben hat, auf dass
wir einander kennen mögen, nicht um einander Verachtung zu zollen.
Sollte dein Feind nach Versöhnung streben,
so trachte auch du nach dem Frieden und vertrau auf Gott, den Einen,
der alle Dinge hört und weiß.
Unter den Dienern Gottes sind ihm jene am nächsten,
die in Demut wandeln, und wenn wir ihnen begegnen,
sagen wir "O Friede, mein Friede" zu ihnen.

Muslimische Rezitation aus dem Qur'an Surah 3

 

Im Namen Gottes des Barmherzigen, des Erbarmers

8 Unser Herr, lass unsere Herzen nicht mehr irregehen, nachdem Du uns leitetest, und gib uns von Dir her Barmherzigkeit! Siehe Du bist der Geber.

18 Bezeugt hat Allah, dass es keinen Gott gibt außer Ihm, und die Engel und die Wissenden, stehend in Gerechtigkeit (verkünden): „Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, dem Weisen".

19 Siehe die Religion bei Gott ist die Hingabe (an Ihn) ...

25 Aber wie, wenn wir sie versammeln für einen Tag an dem kein Zweifel ist, und jeder Seele nach Verdienst vergolten wird, und sie nicht Unrecht erleiden sollen?

26 Sprich: „O König des Königtums, Du gibst das Königtum, wem Du willst, und ehrst, wen Du willst, und demütigst wen Du willst, in Deiner Hand ist das Gute, siehe, Du hast Macht über alle Dinge.

27 Du lässest die Nacht übergehen in den Tag und lässest den Tag übergehen in die Nacht, und lässest das Tote aus dem Lebendigen erstehen, und versorgst, wen Du willst, ohne Maß.

(Al-Imran)

Sikh-Friedensgebet

(aus dem heiligen Buch der Sikhs - Guru Granth Sahib)

 

O Herr, die Welt brennt.

Rette sie durch Deine Gnade.

Erlöse sie, O Herr, wie es Deinem Willen entspricht.

Der wahre Meister hat den Weg zum Frieden

durch Meditation in Gott gezeigt.

Nanak sagt: außer dem Herrn kenne ich niemand,

der uns erlösen kann.

 

O Herr, in Deiner Barmherzigkeit beschütze uns alle.

Schenke uns reichlich Nahrung und Wasser

und entferne alle Not und alles Elend.

Durch Deine Gnade erhörst Du unsere Bitten,

damit Friede und Sättigung überall herrschen.

O Herr, nimm uns in Deine Obhut

und erlöse uns von aller Not.

Nanak sagt: wenn wir im Gottes Namen meditieren,

Erfahren wir alle Glückseligkeit.